Gruppenvertrag: Vorsicht Falle!

Markus Bauer • 6. Dezember 2024

Warum Gruppenverträge zum "Buy & Hold" verleiten und warum "Abwarten und Tee trinken" beim PKV-Vertrag keine gute Idee ist


Gruppenverträge werden für die Mitglieder von Berufsverbänden (z. B. Ärzte oder Apotheker) und für Mitarbeiter großer Unternehmen angeboten und bieten für die Versicherungsnehmer einige Vorteile:


  • Maßgeschneiderte Tarife
    Gruppentarife können spezifisch auf die Bedürfnisse bestimmter Berufsgruppen zugeschnitten sein, was zu einem besseren Preis-Leistungs-Verhältnis führen kann.


  • Erleichterte Gesundheitsprüfung
    Bei Gruppenverträgen können Gesundheitsfragen entfallen oder zumindest vereinfacht werden. Das ermöglicht auch Personen mit Vorerkrankungen den Zugang zur PKV, was zu einer breiteren Versichertengemeinschaft führt und die Prämien stabiler halten kann.


  • Günstigere Beiträge
    Gruppenverträge bieten oft niedrigere Prämien im Vergleich zu Einzelverträgen. Dies liegt daran, dass Versicherer bei einer größeren Anzahl von Versicherten ein besseres Risiko-Management und eine höhere Planungssicherheit haben. Die Beiträge können zwischen 5% und 12% niedriger sein als bei vergleichbaren Einzelversicherungen.


  • Familienrabatte
    In vielen Gruppenverträgen gelten die günstigeren Konditionen auch für Familienangehörige der versicherten Mitglieder, was zusätzliche Einsparungen ermöglicht.


  • Stabilere Beitragsentwicklung
    Durch das günstigere Risikoprofil der Gruppe kann die Beitragsentwicklung langfristig stabiler sein, was bedeutet, dass weniger häufige und drastische Beitragsanpassungen nötig sind.


Bei genauer Betrachtung ist die erleichterte Gesundheitsprüfung auch ein Nachteil. Und die Praxis zeigt, dass die Beitragsentwicklung dadurch sogar schlechter sein kann als ohne Gruppenvertrag.


Fatal kann die Beitragsentwicklung in Gruppenverträgen werden, wenn der Versicherungsnehmer seine Tarife mit Anfang 70 zum ersten Mal hinterfragt. Das liegt natürlich auch daran, dass die PKVs alternativ Tarife vorschlagen, die den Versicherten glauben lassen, dass er keine bessere Option hat.




> 4.000 € pro Jahr und 50.000 € in 10 Jahren durch Untätigkeit verbrannt


Unten ein besonders krasses Beispiel. Der Preisvorteil in der von uns angefragten Alternative beträgt 988,07 - 654,62 = 333,45 x 12 = 4.001,40 Euro pro Jahr. Dazu kommt noch ein geringerer Selbstbehalt.


Auf die letzten 10 Jahre reden wir von knapp 50.000 Euro, die der gruppenversicherte Apotheker durch den früheren Wechsel in die GLEICHWERTIGE Tarifalternative unten rechts gespart hätte.





Grenzwertige Kommunikation der Allianz dank schwammigen Gesetzes


Sie denken: Wie dreist seitens der Allianz ... Bedenken Sie bitte, dass (nicht nur) die Allianz eine AG ist. Und die gesetzliche Vorgabe für alternative Angebote bei Beitragssteigerungen ist sehr schwammig:

Der Hinweis muss solche Tarife enthalten, die bei verständiger Würdigung der Interessen des Versicherungsnehmers für eine Umstufung besonders in Betracht kommen.


Aber: Dass die Allianz den Versicherungsnehmern in 700er-Tarifen nur andere 700er-Tarife und Ärzten den vergleichsweise schwachen 2820 und damit für Neukunden seit vielen Jahren geschlossene Tarife als "neuzugangsstärkster Tarif" vorschlägt, verstößt m. E. gegen die gesetzlichen Vorgaben.


Denn die Vorgabe gleichartiger Versicherungsschutz bedeutet weder ausschließlich identische Tarife, noch viel schwächere Tarife mit noch schlechterem Preis-Leistungsverhältnis. Es geht vielmehr darum, Alternativen aufzuzeigen, die ähnlichen Schutz zu günstigeren Konditionen bieten.


Im Allianz-Anschreiben zum Beitragsbescheid 2025 steht beschwichtigend:

96% der Kunden behalten nach einer Beitragsanpassung ihren Versicherungsschutz unverändert bei. Wenn ... Sie die umfangreichen Leistungen ... beibehalten möchten, sind keine weiteren Schritte nötig. ... Ein Wechsel in einen preisgünstigeren Tarif ist in der Regel mit geringeren Leistungen verbunden.



Je nach PKV preiswertere Alternativen für 80% - 90% der Tarife verfügbar


Die Aussage "günstiger ist i. d. R. schlechter" ist offensichtlich irreführend, wie unser Beispiel zeigt: Jahresbeitrag um 4.000 Euro runter UND Selbstbehalt runter TROTZ gleichwertiger Leistungen!


Nach unserer Erfahrung scheinen sich speziell Ärzte und Apotheker aufgrund ihres Gruppenvertrages, in Kombination mit der scheinheiligen Kommunikation der PKVs, in trügerischer Sicherheit zu wiegen und bitten uns meist viel zu spät, Optionen zur Beitragssenkung OHNE Leistungsverzicht aufzuzeigen.


Buy and Hold mag bei Aktien eine gewinnbringende Strategie sein. Ihren PKV-Vertrag sollten Sie aber möglichst jedes Jahr NEUTRAL auf sinnvolle Optionen checken lassen: Kostenfreie Ersteinschätzung

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